Rotlicht 2012 | UA

Henrietta Horn und Dorothée Hahne

In „Rotlicht“ begegnen sich zwei Künstlerinnen, die schon lange ihre eigene künstlerische Sprache und Ausdrucksform gefunden haben und die für ihre Arbeiten vielfach ausgezeichnet wurden. Die Choreografin, Tänzerin und Pädagogin Henrietta Horn, langjährige künstlerische Leiterin des Folkwang Tanzstudios, und Dorothée Hahne, Komponistin, Musikerin und Verlegerin, zeigen eindrucksvoll, wie Bewegung und Klang ineinandergreifen können. Gemeinsam ist ihren Werken eine unmittelbar sinnliche Wahrnehmungswirkung. Das Ergebnis ihrer künstlerischen Auseinandersetzung und Zusammenarbeit ist eine Tanzkomposition, die Choreografie, Komposition, Live-Elektronik und Improvisation vereint.

Choreographie/Tanz:
Henrietta Horn
Komposition/Klang:
Dorothée Hahne
Licht/Pixel:
Reinhard Hubert
Kostümberatung:
Margit Koch
Organisation/Produktion:
Claudia Lüttringhaus
Produktionsassistenz:
Sabina Stücker

Spieldauer:
60 Minuten
Uraufführung:
3. Mai 2012, Essen

Ausgewählte Pressetexte Dokumentation zur Entstehung des Stückes

Zur Entstehung des Stückes

Henrietta Horn ist Choreographin, Tänzerin und Pädagogin. Dorothée Hahne ist Komponistin, Musikerin und Verlegerin.

Ihr Stück „Rotlicht“ (2012) ist eine Auseinandersetzung der beiden Persönlichkeiten mit ihren jeweiligen künstlerischen Ausdrucksformen. Die siebenteilige Performance spiegelt die schöpferischen Prozesse, in denen Hahne und Horn das Andere erspüren und das Eigene erkunden. Ein künstlerisches Experiment, welches den prozessualen Charakter des Experimentierens und Forschens selbst zum Gegenstand der Aufführung macht.

„Rotlicht“ ist eine Suche nach den Klängen von Bewegungen und einer Choreographie von Klängen. Jedes der sieben Stücke erforscht das, was kommt, wenn Musik mehr ist als die Begleitung einer Choreographie und Bewegung mehr ist als Tanz zu Musik. Sieben Ansätze zeigen sieben mögliche Wege auf, mit interdisziplinärer Improvisation, dem Klang der Bewegung, der Choreographie der Töne, der Erweiterung des Körpers, der Stimme, der Bewegung, der Klänge durch live-elektronische Komposition und live-elektronische Kamerakunst, aber auch der Determination durch die Technik und die Begrenzung durch die jeweils eigene Kunstform von Bewegung, Musik und Licht umzugehen.

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Revierpassagen, 29. Juni 2012

Ein Ohren- und Augenspaß …

… Jazz-Atmen, Zischen des Horns und Schmatzen am Mundstück, ein Alphorn wird geknutscht und gerieben; faunisch bläst Hahne das Schneckenhorn, schelmisch das Abflussrohr aus dem Baumarkt. Die verwitternden Eisenschalen von Blindgängerbomben, die nicht detonierten, klingen nun als Glocken. Die Musikerin wirft von Hand Patronenhülsen, Abfall von Projektilen, in einen umgekehrten Stahlhelm, und daneben stehen Eierbecher, die das Ganze ironisieren. Ein Ohren- und Augenspaß, der zugleich zu denken gibt …

NRZ, 5. Mai 2012, Dagmar Schenk-Güllich

…mit langem Beifall gefeiert

„Rotlicht“ nennt die Choreographin und Tänzerin Henrietta Horn ihr neues Werk, das im Pina Bausch Theater der Folkwang Universität mit großem Erfolg seine Uraufführung erlebte. Es ist aus der Zusammenarbeit mit der Komponistin Dorothée Hahne entstanden.

Mit „Rotlichtmilieu“ hat das Werk nichts zu tun. 2009 war es die Farbe „Blau“ im Tanzwerk „Schimmer“, die die Choreographin zum Nachspüren der Verbindung zwischen Bewegung, Licht, Musik und Tanz anregte. Mit feinem Empfinden für sichtbare und hörbare Erfahrungen, ihre Umsetzung in Tanz hat sie auch diesmal ein Meisterwerk abgeliefert. Die Choreographie der ehemaligen Leiterin des Folkwang Tanzstudios orientiert sich an Geräuschmusiken der Komponistin, die ihrerseits die Tanzgeräusche in Klänge umgesetzt hat. Mit Live-Elektronik und Improvisation ist ein mehrteiliger, kurzweiliger Abend entstanden.

Elegante, schlangenhafte Bewegungen im Raum, dann abrupte Abbrüche zu Alphorngeräuschen leiten den Abend ein. Schrittgeräusche lassen an einen virtuellen Partner denken. Sie werden zunehmend hektischer, türmen sich auf, die Tanzbewegungen werden chaotischer. Aber auch Humor hat seinen Platz, wenn sich Hornistin und Tänzerin auf Stühlen platzieren und ganz anders reagieren, als erwartet. Gut gelungen auch die Szene „Boden mit Dame“, wo sich Henrietta Horn auf engem Raum zu live-elektronisch bearbeiteten Tanzgeräuschen auf dem Boden wälzt oder „Kanon“ , wo Live-Gesang zu sich selber singt und auf den Tanz Einfluss nimmt.

Blindgängerbombenglocken, Eierbecher, Militärhelm, Patronenhülsen werden dann zum Klinge(l)n gebracht, während die Tänzerin mit lasziven Bodenübungen die schönsten Videobilder per Live-Elektronik auf die Leinwand zaubert. Die Choreographin hat in der Komponistin Dorothée Hahne eine gute Partnerin gefunden.

MZ, 6. Mai 2013

Tanz mit dem tönenden Abflussrohr

Münster – Das Alphorn gibt seltsame Töne von sich. Denn es wird von Dorothée Hahne nicht geblasen, sondern gerieben und traktiert. Parallel zur Musik tanzt Henrietta Horn über die Bühne. Sie zuckt, windet sich und läßt die Arme fliegen, und man fragt sich unwillkürlich, wer hier wem folgt – die Tänzerin der Musik oder die Musikerin dem Tanz? So ganz eindeutig ist das nicht in „Rotlicht“, einer technisch wunderbar verspielten Performance, die am Mittwoch im Pumpenhaus zu sehen war …

… Klang und Bewegung treffen hier als gleichwertige Thesen aufeinander und werden durch die künstlerische Umsetzung auf eine höhere Ebene gebracht. Hegel hätte seine Freude daran gehabt.

Zur Entstehung des Stückes

Henrietta Horn ist Choreographin, Tänzerin und Pädagogin. Dorothée Hahne ist Komponistin, Musikerin und Verlegerin.

WN, 17. Mai 2012
…Das Bestechende in dieser Koproduktion ist das Fühlbare aufeinander Einwirken in offenbarem Vertrauen und gegenseitigem Verständnis, das Wirken zuläßt….
…Eine Sternstunde des Tanzens, die mutiges Hineinfühlen belohnte….

Rotlicht
„es kommt, was geht…“
Improvisation: Hahne mit Horn und Horn
Ein Beginn. Ohne Anfang, Unterwegs, kein Ziel, eine Begegnung ohne Grund. Neugier vielleicht. Etwas erzählen. Fragen, keine Antworten. Auseinandergehen. Vielleicht später wieder begegnen. Vielleicht.
Musik: Alphorn, Live-Elektronik

„Schrittweise“
Schritte im Raum. Ich bin da. Allein? Bewegt werden, vielleicht bedrängt. Oder alles nur Einbildung? Verfolge ich mich selbst? Wer bin ich? Oder du? Bin ich wir?
Ich, du und wir, schön allein. Allein?
Musik: Die musikalische Komposition ist ausschließlich aus den Tönen/Geräuschen/Klängen der Tanzbewegungen entstanden. Diese Klänge wurden in den Proben aufgenommen und elektronisch bearbeitet.
„Intermezzo I“

„Portabel x“
Der Name „PORTABEL“ ist eine Zusammenstellung der Wörter Port (lat.-frz. – Zufluchtsort, Hafen), Porta (lat. Tür/Tor) und portabel (veraltete deutsche, als auch aktuelle z.B. englische Form – tragbar). In den letzten Jahren wurde „portabel“ auch als englische Bezeichnung für Mobiltelefone und zuletzt auch für übertragbare Software üblich.
Musik: digitalisierte Türgeräusche (2012), WV Nr. 105

„Boden mit Dame“
Ein begrenzter Raum. Bewegung. Geräusche. Tanz, der sich hörbar macht. Fragmente im Dialog.
Musik: Live-elektronisch bearbeitete Tanzgeräusche
„Intermezzo II“

„Kanon“
Ein Kanon. Gesang, der zu sich selbst singt. Tanz, der mit sich selbst tanzt.
Musik: „Verborgene Spindel im Mond“
4-stimmiger Kanon für Sopran, Spinnereimaschinen, Abflußrohr, Blindgängerbomben & Live-Elektronik
Original: „Spindel im Mondlicht“ (2007) WV NR.89

Intermezzo III
Eine Horn und ein Horn mit einer Hahne. Ein Ton, eine Bewegung, Bewegung, die tönt, Töne, die bewegen. Wer hat angefangen? Wo soll das hinführen?
Musik: Baritonhorn

„es geht, was kommt…“
Musik: „Variationen im freien Fall“ (2009) WV 103
Blindgängerbombenglocken, Eierbecher, Militärhelm, Patronenhülsen, Abflußrohr, Muschelhorn & Live-Elektronik