Staatstheater Braunschweig – Tanztheater
Uraufführung: 30. Oktober 2021
Dreiteiliger Tanzabend von Henrietta Horn, James Wilton und Rainer Behr
Musik von Philip Glass, Steve Reich und Gavin Bryars mit dem Staatsorchester Braunschweig
Staatstheater Braunschweig – Tanztheater
Uraufführung: 30. Oktober 2021
Dreiteiliger Tanzabend von Henrietta Horn, James Wilton und Rainer Behr
Musik von Philip Glass, Steve Reich und Gavin Bryars mit dem Staatsorchester Braunschweig
Musikalische Leitung:
Alexis Agrafiotis
Choreografie:
Rainer Behr, Henrietta Horn, James Wilton
Bühne und Kostüme:
Imme Kachel
Dramaturgie:
Ira Goldbecher
Mit:
Alice Baccile, Levente Bálint, Fenia Chatzakou, Anna Degen, Brendon Feeney, Yuri Fortini, Joshua Haines, Steffi de Leeuw, Johannes Lind, María Gabriela Luque, Mariateresa Molino, Sofia Romano, Nils Röhner, Mátyás Ruzsom, Nao Tokuhashi, Adrian J. Wanliss
Aufführungsdauer:
ca. 2 Stunden, eine Pause
Im Schnitt besitzt jede deutsche Familie 10.000 Dinge. Vor hundert Jahren waren es noch 180. Die materielle Mengensteigerung ist mittlerweile jedoch nicht nur ein Zeichen des Wohlstands, sondern weist auch negative Seiten auf. Ungerechte Verteilung, Umweltschäden und die steigende Zahl von psychischen Krankheiten machen längst die Gleichung von Wohlstand und qualitativem Fortschritt zunichte. Denn: Zufriedenheit scheint nicht unweigerlich mit der materiellen Ausstattung zusammenzuhängen. Minimalismus stellt eine Art Gegenbewegung zu Konsum und Materialismus dar; der bewusste Verzicht schafft Raum für das Wesentliche. Wer wenig besitzt, muss sich auch um weniger kümmern, hat dafür aber mehr Platz, Zeit und Geld. Indem wir unsere Aufmerksamkeit von den Dingen abziehen, konzentrieren wir uns innerlich und auch im Außen auf das, was wichtig ist. Und das kann glücklich machen.
Mit der Frage, was wir wirklich brauchen, beschäftigen sich an diesem Tanzabend die drei Choreograf:innen Rainer Behr, James Wilton und Henrietta Horn, die zu Minimal Music von Philip Glass, Gavin Bryars und Steve Reich eine Bestandsaufnahme der Dinge zeichnen.
Eine Produktion am Staatstheater Braunschweig, dreiteiliger Abend zu minimal music. Thema: All you need is less.
Erstmal eine Behauptung, vielleicht zu forsch? Was ist „all“ und was bedeutet „less“? „Less“ wovon? Mitten in die Planung rauscht die Coronawelle. Eine Bauprobe in der ungewohnten Anonymität der verdeckten Gesichter. Worüber soll man reden, wenn auf einmal alles anders ist? Wenn es um Abstand halten geht und nicht mehr um „all“ und „less“?
»Am Rande des Abgrunds entsteht neue Fülle. Die Tänzerinnen und Tänzer der Braunschweiger Company starten in ihr dreiteiliges Abenteuer, in denen sie sich drei prägnant voneinander unterschiedenen choreographischen Handschriften perfekt anverwandeln… In Henrietta Horns Studien „Unruh I-IV“ sieht man im unerbittlich repetitiven Takt der Minimal Music Philipp Glass’ und zwischen den raumverändernden Paravents eine ganze Gesellschaft sich immer wieder neu formieren. James Wilton hat seine Choreografie »Cell« als Paraphrase des Platonschen Höhlengleichnisses konzipiert. Und Rainer Behrs Stück schlägt in den Bann, bezaubert in seiner kargen Poesie und existentiellen Härte. Mehr brauchen wir nicht.«
»Die Tänzerinnen und Tänzer des Braunschweiger Ensembles präsentieren die unterschiedlichen Choreografien in beeindruckender Weise. Ein bemerkenswerter Tanzabend.«
Probenbeginn im Februar 2021, komplexe Probenplanung. Teststrategien, Abstand, Reinigungen, größere Räume – geglückte Komposition de Alltags. Dazu dramatischer Schneefall, Skiläufer*innen auf den Hauptstrassen. Wege zwischen den Probenorten können nur noch zu Fuß bewältigt werden, kein Bus, keine Bahn. Zeit bekommt wiederum eine andere Bedeutung. Trotz allem gute Stimmung bei den Tänzer*innen und beim Team, so viel wunderbare Lebensenergie.
Musik von Philip Glass, hm, irgendwie bekannt, irgendwie besetzt. Wie sich befreien von Bildern, die sich uneingeladen einstellen? Struktur trifft Struktur? Komposition trifft Komposition? Was geschieht gerade zwischen Menschen, was hat das mit unserem Stück zu tun? Leben und tanzen? Tanzen und leben? Draußen und Drinnen? Am Thema bleiben oder am aktuellen Geschehen?
Kann man das Aktuelle überhaupt ausblenden? Möchte ich es ausblenden? Einstieg, Suche, Wege, Einschränkungen. Zeit vergeht schneller in einer Pandemie. Am Ende ein Prozess, der es wert wäre noch einmal durchdacht zu werden.
Viel ist da, viel ist noch unterwegs.