Grauzonen 2020 | UA

Staatstheater Braunschweig | tanz JUNG! | Jugend & Erwachsene
Premiere am 21.02.2020 im Kleinen Haus

In unserer Selbstwahrnehmung, unseren Selbstdefinitionen und Selbstbildern sind wir nie eindeutig. Wir entdecken uns. Wir verändern uns. Wir verorten uns neu. Wir sind ständig in Bewegung. Die Räume zwischen Schwarz und Weiß, die sogenannten Grauzonen, zwischen dem, was man ist oder zu sein hat, füllen Henrietta Horn und sechs Tänzer*innen in dieser tanz JUNG!-Produktion für Jugendliche ab 15 Jahren und Erwachsene mit knalligen Farben und prallem Leben. Je nach Kontext verändern sich Fokus und Perspektive. Fragen wie „Is who I am a choice?“ oder „When am I my most me?“ laden ein zu Diskussion und Auseinandersetzung. Denn: „Ich“ bin Teil von vielen „Wirs“.

Mit Bettina Bölkow, Anna Degen, Joshua Haines, Georges Hann, Mariateresa Molino, Mátyás Ruzsom

Choreographie:
Henrietta Horn
Bewegungsmaterial:
Henrietta Horn mit den Tänzer*innen
Bühne & Kostüme:
Miriam Grimm
Musik:
Benedikt ter Braak
Stopmotion-Film:
Georges Hann
Dramaturgie:
Anna Grüssinger
Choreografische Assistenz sowie Proben- und Spielleitung:
Susan McDonald
Vermittlung:
Brigitte Uray
Inspizienz:
Juliana Albrecht
Ausstattungsassistenz:
Nico Pape

Dauer:
ca. 60 Minuten

Grauzonen – Digitale Filmpremiere 20.3.2021

Ausgewählte Pressetexte

Ein Skizzenbuch zu "Grauzonen"

Das Skizzenbuch war und ist ein ständiger Begleiter des Stückes. Hier finden sich Ideen, Assoziationen, Abläufe, Beschreibungen der Proben…

Andreas Berger, Braunschweiger Zeitung, 24.Februar 2020

Ein Manifest der Tanz- und Lebensfreude in zeitgemäß junger Ästhetik

Mit Schwarzweiß-Denken hält sich ja wohl keiner mehr auf. Die Alternative ist aber kein frisches Steingrau à la Loriot, sondern schlichtweg bunt. So bringen das die sechs Profitänzer der Braunschweiger Compagnie bei der Uraufführung des Tanzstücks „Grauzonen“ im Kleinen Haus mit ansteckender Energie zum Ausdruck. Fragt sich nur, warum man dann diesen grämlichen Titel gewählt hat. In Henrietta Horns quicklebendigem Stück geht es ja gerade nicht um Verschleierung, Schemen und nebulöse Dunkelzonen. Mit dem fürs Junge Staatstheater produzierten Stück will man Lust auf fröhliche Selbsterkundung des vielfältigen Wesens Ich machen, und das gelingt. Junge wie reifere Zuschauer können sich dem Strudel der Rhythmen, Bewegungen und Bilder mal ganz entspannt hingeben. Die Bühne ist diesmal ein nur anfangs grauer, dann wild belebter Freiraum, in dem sich die Individuen ausprobieren dürfen. Mátyás Ruszom gibt an der Kistentrommel als charismatischer Entertainer den Takt vor, die Compagnie lässt sich hinter den fahrbaren Holzstelen hervorlocken und springt in die Show, die da heißt Leben…

… Wie sich hier andere Paare dazwischenschieben, die anderen überklettern, man mal mit Schwimmbewegungen, dann selbst mit Salto (auf dem Boden gedreht, aber im Video sieht es nach Luftnummer aus) seinen Platz behauptet, ist Verblüffungstheater à la Decouflé. Das große Krabbeln, abgelöst von Cheerleader-Zappeln mit Puscheln, leichtem Breakdance, klassischem Drehsprung, Beat-Boxing und Rap…

…So ist das Stück ein Manifest der Tanz- und Lebensfreude in zeitgemäß junger Ästhetik. Begeisterter Applaus.

Ein Skizzenbuch zu "Grauzonen"

»Grauzonen« von Henrietta Horn
Staatstheater Braunschweig | tanz JUNG! | Jugend & Erwachsene

Digitale Filmpremiere 20.3.2021
Premiere im Kleinen Haus 21.02.2020

„Grauzonen“ konnte nach der Premiere am 21.2.2020 nur noch wenige Male gespielt werden, dann wurden die Theater aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen. Ein Jahr später entschloss sich die Leitung des Staatstheater Braunschweig „Grauzonen“ durch eine Filmversion für das Publikum zuhause wieder sichtbar und erlebbar zu machen. In einwöchigen Dreharbeiten, begleitet von Abstandsregeln, Masken und ständigen Tests, entstand durch das Engagement und die Begeisterungsfähigkeit aller Beteiligten ein einstündiger Film der Bühnenversion von „Grauzonen“.

Inszenierung:
Henrietta Horn
Choreographie:
Henrietta Horn in Zusammenarbeit mit den Tänzer*innen
Tanz:
Bettina Bölkow, Anna Degen, Brendon Feeney, Joshua Haines,Mariateresa Molino, Mátyás Ruszom
Bühne und Kostüm:
Miriam Grimm
Musik:
Benedikt ter Braak
Licht:
Matthias Lebe
Stopmotion-Film:
Georges Hann, Anna Degen, Benedikt ter Braak und Henrietta Horn
Dramaturgie:
Anna Grüssinger, Sara Dirks (ab 2020/21)
Chor. Mitarbeit, Proben+Spielleitung:
Susan McDonald
Vermittlung:
Brigitte Uray
Inspizienz:
Juliana Albrecht
Filmaufnahme/Regie:
Oliver Schirmer und Knut Bussian
Kamera:
Felix Diedecke, Simon Fellenberg, Tobias Friedhoff
Tänzer*innen der Uraufführung:
Bettina Bölkow, Anna Degen, Georges Hann, Joshua Haines, Mariateresa Molino, Mátyás Ruszom

Aufzeichnung aus dem Staatstheater Braunschweig
22.2.2021-26.2.2021

Künstlerischer Leiter Tanztheater und Chefchoreograph:
Gregor Zöllig
Leiter Junges! Staatstheater:
Jörg Wesemüller

 

Pressestimmen

Hartmut Regitz, Die deutsche Bühne, 22.03.2021
Schillernde Ichs

Fotografiert wird nicht! Bei der Uraufführung der „Grauzonen“ vor gut einem Jahr im Rahmen von tanz JUNG! war das noch ausdrücklich erwünscht. Für die Filmfassung hat sich das Staatstheater Braunschweig etwas anderes einfallen lassen müssen, um die Interaktion mit dem Publikum in eine andere Bewusstseins- und Bewegungsebene zu heben. Das Stück selbst hat sich kaum verändert. Spielerisch beginnt und endet es mit Mátyás Ruzsom, der zunächst nicht als Tänzer den Entertainer gibt, sondern erstmal ans Rednerpult tritt und aufs Holz klopft.

Ein Bild folgt dem anderen, und bevor sich irgendwelche Ermüdungserscheinungen zeigen, kippt das Geschehen in eine andere Unterhaltungsdimension.

Das kann ganz konkret geschehen, wenn sich ein Tänzerpaar auf dem Boden wälzt, als wär’s ein Bett – und dieselbe Szene gleichzeitig, von oben gefilmt, wie auf einer Kinoleinwand zu sehen ist: ein verblüffender Perspektivwechsel, der auf der Bühne allerdings besser funktioniert als im Film. Dennoch sind ihm ebenso amüsante wie aussagekräftige Seiten abzugewinnen. Auch auf andere, man möchte fast sagen: tragisch zarte Weise wird das sichtbar, wenn sich im Schattenspiel eines zweiten Paares eine ganz andere gewünschte Wirklichkeit offenbart als die konkret gezeigte. Wie Kleider manchmal Leute machen, wird erst in einer Stop-Motion-Animation (von Georges Hann) gezeigt und dann in einem rasanten Ratespiel, an dem man sich als Zuschauer gerne beteiligt hätte. Der war eigentlich auch beim überaus unterhaltsam Rap-Duo gefragt, das die wechselnde Gruppenzugehörigkeit in Form einer Publikumsbefragung thematisiert.

Henrietta Horn erspürt das „Ich“ im „Wir“, wie es so schön in der Online-Ausgabe des Programmhefts heißt, in einer abwechslungsreichen Szenenstrategie, die nie etwas Dogmatisches hat.

Andreas Berger, BZ, 1.März 2021
Runter vom Sofa: Tanzfilm zum Mitmachen

Braunschweig. Es war eins der mitreißendsten Stücke der vergangenen Spielzeit, herausgekommen noch vor dem ersten Lockdown im Februar: Das Tanzstück „Grauzonen“ von Henrietta Horn ist ein bunter Wirbel verschiedenster Stile rund um das Thema Identität. Kein Problemstück, sondern ein Stück Lebensfreude, in das sich die Tänzerinnen und Tänzer mit Verve und offensichtlich persönlicher Begeisterung werfen.

Für die „Digitale Bühne“, die das Staatstheater Braunschweig ab heute auf seiner Internetseite startet, wurde nun eine Fassung auf Video aufgenommen. Und selbst bei den Nachdrehs einzelner Szenen zeigte sich noch, wie sehr hier die Freude der jungen Leute am Tanzen und die Intentionen der Choreographin Henrietta Horn zusammenfallen.

…Der Wechsel zwischen Klassik und Breakdance, Krabbeln und Posen, Beatboxen und Rap machte auch die Energie des Stückes aus, in dem Tänzerinnen wie Tänzer auch wechselweise in Hosen und Röcken auftreten, ihre Identitäten in einem Stop-Motion-Film wie die T-Shirts wechseln können, alles nach dem Motto: sei, wie du dich fühlst.

Dagmar Klein, Tanznetz, 31.3.2021
FARBIG, SCHILLERND, VIELFÄLTIG
Filmversion zu Henrietta Horns Choreographie „Grauzonen“

…Henrietta Horn hat das Stück mit sechs Tänzer*innen des Braunschweiger Tanztheater-Ensembles entwickelt, alle konnten eigene Stärken und Ideen einbringen. Thema ist das eigene Ich und inwieweit es abhängig ist von der jeweiligen Umgebung, in der wir uns bewegen. Das Stück heißt „Grauzonen“, beweist aber das Gegenteil: es ist kein undefinierbarer Einheitsbrei, sondern farbig, schillernd, vielfältig, emotional von Selbstbesinnung bis zu gemeinsam erlebter Freude, und es hat manch witzige Momente….