Dialoge 2007 | P

A Folkwang Tanzstudio project

Experience five nights featuring nine duets of dancers and musicians each in two rooms at the Forum Kunst und Architektur (Forum for Art and Architecture). The spotlight will be on the encounter, either between two dancers or between a dancer and a musician. None of them know who they will encounter on any particular night and how they will both shape this encounter. The artists will experiment with the possibilities of improvisation, translating the moment of encounter into movements and music. Each duet will be a blind date, a creation process triggered by the immediate situation. As in real life, two people may find each other, or not. Each night at 6 p.m., the encounters between the artists will be allotted publicly at the Salon. The Dialogues will start at 6.30 p.m. Each couple will play out their encounter for 20 minutes before another partner or another couple will enter the room and continue the performance. Every performance will last 3 hours and end at 9.30 p.m. Visitors may enter or leave the performance rooms at any time and spend some time at the Dialogues Salon.

The Salon:
The Dialogues Salon will provide time and space for questions, astonishment, enthusiasm and criticism. A light passage will connect it to the Forum Kunst und Architektur, the performance rooms are partly visible from here. It will open daily at 5.30 p.m., offering a selection of drinks and snacks for sale. This is where you can let your mind wander, alone or talking to others.

Box office and information:
The box office and an information corner offering notices of the evening’s schedule, responses and news, will be in the entrance area of the Salon (open from 5.30 p.m.).

Special Night:
You are invited to a Special Night on the last night of the Dialogues on 10 November. We are going to celebrate the Dialogues until midnight, with special guests, unusual encounters and a long festive dinner table.

The Outlook:
The Dialoge concept provides the basis for numerous developments of artistic content as well as conceptual formats.
One example is the concept designed for the Africrea cultural centre in Cameroon. There, Dialoge serves as a platform for an artistic exploration between two cultures. Meetings between musicians and dancers of the Folkwang Tanzstudio and artists from Cameroon are planned. In addition, a site-specific lighting concept for Africrea is being created.
Dialoge is flexible in casting, it can be realised with dancers from one’s own company who meet local guests, it can take place as a workshop, accompanying a festival, working with amateurs and/or professionals and in an exchange with other arts like music, the fine arts, drama or architecture.
Performances at non-theatrical locations in public space such as galleries, artists’ studios, office spaces, etc. can open new ways of watching for the audience. The classic division between stage and auditorium is suspended. The spectator takes part in the process, for the spaces can be entered and left at any time, every individual can make their own decisions as to duration of stay, perspective and distance.

Artistic director:
Henrietta Horn
with:
Marcus Bomski, Hsuan Cheng, Ines Fischbach, Sebastian Gibas, Hyun-Jin Kim, Kyungwoo Kwon, Marcela Ruiz Quintero, Carlos, Maria Romero, Kim Sokolowski, Andrea Mendez Torres, Tomoko Yamashita
Musicians:
Nils Ostendorf/Trompete
Jürgen Kohl/Gesang
Peter Eisold/ Perkussion
Patrick Hagen
Guests „Special Night”:
Schauspielhaus Bochum
Reinhard Hubert
Henrietta Horn
Sanna Myllylahti
Stefan Schwarz
Sabina Stücker
Jens Thomas
open systems e.V.:
Michael Rodach und Nicoline Soeter
Production assistence:
Sabina Stücker
Technical Director/Light design:
Reinhard Hubert
Technics:
Thomas Wacker
Project Management/Press- and Public Relations:
Claudia Lüttringhaus

Première:
6. – 10. November 2007

Gefördert durch:
Ministerpräsident des Landes NRW, Allbau Stiftung, Kulturbüro Essen, Sparkasse Essen

Special Night:
Kooperation mit open systems e.V. gefördert von der
G.D.Baedeker-Stiftung Essen

Ausgewählte Pressetexte

Dagmar Schenk – Güllich, NRZ Essen 11.2007

Große Bewegungen und kleine Regungen

Henrietta Horn eine der beiden Leiterinnen des Folkwang Tanzstudios neben Pina Bausch treibt es mit ihrer Mannschaft hinaus in die weite Welt, doch auch Gastspiele in der Umgebung ihres Stammsitzes an der Werdener Folkwang Hochschule sind für sie interessant. An fünf Abenden erlebt man sie momentan im Forum Kunst und Architektur am Kopstadtplatz. Das sie schlicht eine eingeübte Produktion am neuen Kunstort zeigt ist von der renommierten Choreografin nicht zuerwarten.. Der Experimentierlust lässt sie im Forum, wo die bildenden Künstler und Architekten das Wort haben, freien Lauf.

Und ihre Tänzerinnen und Tänzer elf an der Zahl, hat sie damit gründlich infiziert.Dialoge heißt ihr Projekt, das bis zum letzten Moment offen bleibt.

An jedem Abend wird nämlich erst gelost. Erst in diesem Moment erfahren die Tänzer, wer sich mit wem zum Stelldichein findet. Musik ist natürlich auch dabei: Peter Eisold, Schlagzeuger und Komponist, klopft und rührt auf Trommel, Pauke, Gong, bewegt und schüttelt alles, was Klang von sich gibt.

Nils Ostendorf, der 2000 den Folkwang – Preis für sein delikates Trompetenspiel erhielt, ist hier atmend, flüsternd und klopfend auf seinem Instrument zu hören, und der Tenor Jürgen Kohl singt nach Herzenslust, mal ganz traditionell die ersten Takte eines bekannten Liedchens, dann frech die Melodien brechend. Er versteht es, auf den jeweiligen Partner oder die Partnerin einzugehen. Da ist er mehr Schauspieler denn Sänger.

Was das eingehen auf den Partner angeht: In der Beziehung zeigt das Folkwang Tanzstudio Feinstarbeit. Keine Geste , kein Ruck, kein Gesichtsausdruck bleibt unbeantwortet. Man erspürt das Wünschen und Wollen des Partners, man kalkuliert seine Antwort auf die eigene Reaktion im Voraus.
Das Dialogisieren umfasst Körpersprache, Mimik, die großen Bewegungen wie die kleinen Regungen. Für die große Sensibilität sei stellvertretend für alle Andrea Maria Mendez Torres im Zusammenspiel mit Hyun Jin Kim genannt, deren Dialog von großer Ruhe und Verständnis für einander und höchst fantasievoller Expressivität geprägt war. Körper und Sprachwitz gehört zu diesen Abenden dazu – wie das so üblich ist bei den Folkwangtänzern, die immer auch zu amüsieren wissen.

Melanie Suchy – K.West 12.2007

Wortlos

Das Folkwang Tanzstudio tanzt „Dialoge”

Die Gesprächspartner treffen ohne auswendig gelernten Text, sogar ohne ein Thema aufeinander. Sie tun alles Mögliche, nur Sprechen (fast) nicht. Die Begegnung von je zwei Tänzern oder einem Tänzer und einem Musiker gleicht einem Spiel mit räumlicher und zeitlicher Begrenzung; das Ziel ist ein gemeinsamer Zustand, eine Strecke der Stimmigkeit. Von diesem nicht planbaren Zauber einer Improvisation werden die Musiker(Schlagzeug, Trompete, Tenor) und Tänzer beim Dialoge Projekt des Folkwang Tanzstudios ergriffen – genauso wie das Publikum , hautnah dabei.

In einer Ladenpassage am Ende der Essener Einkaufsmeile bietet die Galerie des Forums für Kunst und Architektur zwei karge Auftrittsorte und einen freundlichen Salon. Riesige Schaufenster verleihen den Bühnen eine interessante Unschärfe durchs spiegelnde Raus- und Reinschauen.„Dialoge” ist eine Weiterführung von „Freigang” den das Ensemble des FTS im Mai auf Zollverein improvisierte. Die Freiheit macht nicht immer alle Tänzer glücklich, blockiert einige. Doch vieles gelingtan diesem Abend.

Eine Tänzerin leitet ihren Kollegen behutsam an der Hand in Kurven durch den Raum, dann klatschen sie die Hände aufeinander, verhakeln die Knie. Sie hängt sich ihm um den Hals, er trägt sie hierhin und dorthin. Der Schlagzeuger nimmt anschließend an seinen Gerätschaften Platz, gibt Stoff, und eine neue Tänzerin schaukelt mit den schultern und hüpft in die Höhe, vom Beat animiert.

Er stoppt, sie steht, wartet leider immerzu auf die Impulse des Musikers.

Einem anderen Tanzpaar merkt man die Lust am gemeinsamen Erfinden an. Erst treffen einander nur die Augen, dann hüpft sie wie ein Gummiball auf und ab; schaut, dann titschen sie beide, auch ihr Atem wird hörbar im Rhythmus der Sprünge.

Plötzlich brechen sie in Rennen aus.Es braucht so wenig, ein züchtiges Zupfen am Kleidersaum, ein Hüftknick.
Die Improvisationen sind nicht auf Pointen aus. Doch eine feine Situationskomik bricht sich mitunter Bahn. Wiederholungen sind ein Grundelement, deren gutes Timing für gelungene Szenen sorgt. Sie sind das Tasten nach einem Geschehen, nach Weiterentwicklung oder einem Bruch.

Dirk Aschendorf – WAZ 12.2007

Bewegen bis zu den Grenzen des Tanzes

Special Night beendete „Dialoge” des FTS

Du sitzt auf weißem Plüschsofa oder Kugelsesseln im Sixties – Stil, näherst Dich später langsam dem Tanz. Genauer gesagt: den Improvisationen mit und ohne Musik, die Folkwang Tanzstudio(FTS) in der verschachtelten Glasarchitektur der Passage am Kopstadtplatz ausprobierte.

In einer Special Night am Samstag kulminierte die Performance Serie, die alles andere war als seriell.

An fünf Abenden hatte Henrietta Horn, Choreografin und FTS- Leiterin, ihre Kompagnie losgelassen. „Dialoge” nannte sie schlicht dieses offene Format, in dem Tänzer auf Musiker trafen, sich im wahrsten Sinne des Wortes „ausprobierten”, oft genug auch an die grenzen des Ausdrucks stießen. Klar, Spannung lässt sich nicht unbegrenzt halten geschweige denn steigern.

Aber wie in immer neuen, vorher nicht bekannten, Formationen mit – oft auch aneinander gearbeitet wurde, das war auch am letzten Abend anregend, manchmal aufregend.

Neben den Musikern Peter Eisold, Nils Ostendorf und dem Tenor Jürgen Kohl hatte man für die Special Night u.a. den Sänger Jens Thomas oder die niederländische Geigerin Nicoline Soeter gewonnen, die ihr Live Spiel immer wieder mit eigenen elektronisch multiplizierten Elementen nährte. Für die zahlreichen Zuschauer, die Passage und dieRäume des Forums für Kunst und Architektur als wandelhalle nutzten, war sicherlich die Werkstatt-Athmosphäre dieses stetigen Work-in-Progress spannend. Schade, das der Schokoladenbrunnen des Künstlers VA Wölfl an dem Abend im „Kunstverein Ruhr” nicht sprudelte und duftete.