Ein improvisierter Abend mit Cage
Seit vielen Jahren arbeitet die Choreographin und Tänzerin Henrietta Horn in immer wieder neuen Konstellationen mit Tänzern und Musikern im Bereich der Improvisation, seit einigen Jahren auch mit dem Musiker Matthias Geuting.
Nun haben sich die beiden und eine Gruppe von Tänzerinnen und Tänzern erneut zusammengefunden, um seit dem Sommer intensiv das Feld der Improvisation zu erforschen. Für den November haben sie sich zur Aufgabe gemacht, das 1987 entstandene Orgelstück Organ2/ASLSP des berühmten US-amerikanischen Komponisten John Cage als Grundlage für ihre freie Arbeit zu nutzen. Für die Ausarbeitung dieses Stückes hatte Cage spezielle Listen mit Bewegungsmustern für die Hände und Füße des Organisten erstellt, selbst also eine Art »Choreographie« des Orgelspiels entworfen. Der Titel ist u.a. als Anspielung auf die Textstelle »Soft morning city! Lsp!« aus Finnegans Wake von James Joyce, dem von Cage verehrten irischen Schriftsteller, zu verstehen.
Die Musik, gespielt auf der Rieger-Orgel im Neuen Saal (Westflügel) der Folkwang Universität der Künste, erzählt vom Werden und Vergehen der Klänge, eröffnet dabei Räume für Interpretationen, Interventionen und Interaktionen sämtlicher Akteure. Niemand weiß, was entstehen wird, niemand weiß, wohin das gemeinsame Agieren führen und wo es enden wird. Das Publikum ist ebenso Teil des Geschehens wie Raum, Licht, Inventar, das Wetter oder die Übenden in den anderen Räumen. An den beiden Abenden werden sich unterschiedliche Beteiligte auf diesen Prozess einlassen.
Fotos: Wolfgang Kleber