Itambé (1999)

Eine Choreographie für das Folkwang Tanzstudio

„Itambé” entführt in eine geheimnisvolle, fremde Welt. Ohne eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen, spiegelt sich in der Choreographie die Auseinandersetzung mit den Begriffen „Ekstase”, „Mythos”, „Religion” und „Ritual” wider. Kraft und Dynamik der Bewegungen wirken wie ein Sog auf die Tänzerinnen und Tänzer, der sie an Grenzbereiche der menschlichen Erfahrung und des menschlichen Bewusstseins zu bringen scheint.

Rhythmus ist das bestimmende Moment des Stückes – sowohl in der starken, mitreißenden Musik als auch in der Stille. So wie am Anfang des Stückes, wenn die Tänzerinnen und Tänzer im meditativ anmutenden Gesang ihrem eigenen Rhythmus nachspüren und Ausdruck verleihen.

„Itambé” lebt vom Kontrast. So findet die betonte Schlichtheit des Raumes ihren Gegensatz im Ausdrucksreichtum des Horn’schen Bewegungsvokabulars. Die Dynamik der Bewegung reicht von der Ruhe und Langsamkeit bis hin zur Ekstase. Die formale und strenge Raumaufteilung findet ihren Gegenpart in der emotionalen und dichten Atmosphäre.

„Itambé” lässt Bilder von suggestiver Anziehungskraft entstehen, deren Intensität und Expressivität den Zuschauer in den Bann ziehen.


Choreographie und Tanz: Henrietta Horn

Tänzer: Samir-Evariste Akika, Ester Ambrosino, Tanja Berg, Meike Bolz, Joseph Caballero-Garcia, Anderson Casagrande, Henrietta Horn, Sun-Ju Kim, Tsui-Shuang Lai, Kenji Takagi, Robert von der Dolder

Musik: „the four elements”, Paul Horn, Ondekoza, Aarabel Siunetsi, Kodo

Kostüme: Anne Bentgens

Technische Leitung / Lichtdesign: Reinhard Hubert, Sascha Hinz

Ton/Technik: Thomas Wacker

Produktionsbetreuung/ Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Claudia Lüttringhaus

Uraufführung: 5. Mai 1999

Dauer: 60 Minuten

„Itambé” ist eine Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen


Pressetexte

Im Sog der Ekstase

Henrietta Horn zeigt „Itambé” bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen

Andreas Meyer – Tanz Affiche 6’9

Henrietta Horns Choreographien fordern die Phantasie des Betrachters heraus. Ohne Worte, nur mit Bewegungen, Gesten, Mimik zur Musik erzählen sie und die Mitglieder ihrer Kompanie Geschichte, lassen Gefühle lebendig werden. Da irren zwei Schwestern herum. Die völlig leere Bühne scheint sich vor dem geistigen Auge des Zuschauers in einen dichten Wald zu verwandeln. Wie eine Beschwörung wirkt der Tanz „Ewi A Malachim“, bei dem Henrietta Horn einen Regenstock, ein chilenisches Instrument aus Kaktus, verwendet. Die Bewegungen fließen weich wie Wasser. Die 20minütige Pause des Tanzabends war nicht lang genug für die Besucher, um sich über die Ausdruckstänze, die sie gesehen hatten, zu unterhalten. Etwa über „Horst“, eine Choreographie zur Musik von Bela Bartok.

Wie ein verstörtes Kind, gesenkten Kopfes, sitzt Henrietta Horn bei diesem Tanz auf der Bühne. Sie wippt mit dem Oberkörper, rutscht plötzlich ruckartig hin und her, zuckt, wie in einem Anfall, verfällt dann aber wieder ins Wippen. Sie windet sich, kommt schließlich auf die Beine, stößt einen stummen Schrei aus. „Horst ist verzweifelt!“ ließ sich eine Besucherin in der Pause vernehmen. „Nein, Horst ist nicht da. Deshalb trauert die Tanzende“, entgegnet ihre Begleiterin energisch. Einig wurden sie sich nicht. Was können sich zeitgenössische Künstler schöneres wünschen, als die Auseinandersetzung über ihre Darbietungen.

„Itambé”

Rainer Donsbach – Presse Bremen, März 2000

Aus der Dunkelheit ins Licht: Noch bevor sie überhaupt etwas sehen, werden die Zuschauer in das Stück hineingesogen. Ein zarter Gesang, der langsam vielstimmiger wird. Der Schlag von Trommeln, der zum Beat schwillt. Dann erst tasten sich Scheinwerfer in den Bühnenraum vor. Sie fokussieren die Aufmerksamkeit des Publikums. Auf das, was heute alleine zählt. Auf Bewegung.

Die Dramaturgie des Einstiegs ist beispielhaft für den Aufbau des Tanztheaterstücks „Itambé” im Theater im Fischerhafen (TiF), mit dem das Folkwang Tanzstudio und dessen Choreographin Henrietta Horn im Festival „Tanz Bremen 2000” ein Highlight setzen.

„Itambé”

Westdeutsche Zeitung, Recklinghausen, 7. Mai 1999

Die junge Choreographin versteht es meisterhaft, über längeren Zeitraum Spannung aufzubauen. Bei Raumaufteilung und Choreographie folgt sie streng formalen Prinzipien, während sich die Körper selbst mit emotionaler Wucht äußern, als löste sich ein Energiestau in einem Tanz-Gewitter.

Originelle Mischung

M.-Georg Müller – NRZ, Recklinghausen, 8. Mai 1999

Das ungewöhnliche der originellen Mischung aus Licht und Schatten, Hoch und Tief: Jedes Gefühl wird behutsam angedeutet, hingetupft. Keine Pose, keine Jagd wird überspitzt, unnatürlich oder pathetisch. Alles fließt wie von selbst.

 

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