Ein fulminantes Tanzstück für 10 Tänzerinnen und Tänzer und 20 Rasseln
In ihrem Stück „Auftaucher” setzt Henrietta Horn ganz auf Atmosphäre:
ein leerer Bühnenraum, 10 Stühle, 10 Tänzerinnen und Tänzer und 20
Rasseln fordern die Vorstellungskraft des Zuschauers heraus. Schon
innerhalb von wenigen Minuten entsteht im Zusammenspiel von Bewegung,
Licht und Rhythmus ein atmosphärischer Sog, der den Zuschauer in seinen
Bann zieht. Die Bilder, die auf der Bühne entstehen, lassen der
Phantasie und Interpretation des Betrachters freien Lauf.
„Auftaucher” lebt von der intensiven Spannung zwischen den
Tänzerinnen und Tänzer, die für den Zuschauer fast greifbar ist.
Henrietta Horn setzt starke emotionale Vorgänge in physische Bilder um.
Spielarten des zwischenmenschlichen Miteinanders finden sich auf der
Bühne wieder: das Umwerben der Geschlechter, Konkurrenz, Ablehnung,
Eifersucht, Ungezähmtheit, aber auch Humor, Freude, Sinnlichkeit und
Lebenslust.
Aus diesen Elementen entsteht ein wortloser Dialog der Körper, der geprägt ist von Dynamik, Rhythmik, Schönheit und Musikalität.
„Auftaucher” ist ein Feuerwerk an Bewegungen und Ausdrucksstärke, das
dem Zuschauer manchmal den Atem stocken lässt. Ein fulminantes
Tanzstück, das in seiner emotionalen Vielschichtigkeit den Betrachter 45
Minuten fesselt.
WAZ, 27. Oktober 2001, Michael Kohlstadt:
„[…] Henrietta Horn setzt dabei auf die Vorstellungskraft. Der morbide Charme eines Ballsaals, der schwüle Duft eines mediterranen Dorfplatzes, auf dem das Volk zwei Männer zum Kampfe antreibt – all das entsteht in den Köpfen der Zuschauer. Natürlich dank der Ausdrucksstärke der Essener Tänzer, die ihre exzellente Technik in der für den Folkwang-Tanz so charakteristischen Individualität erproben.“
Choreographie und Tanz: Henrietta Horn
Tänzer: Tanja Berg, Lisa Brus, Francisco Cuervo, Gabrio, Gabrielli, Soo-Yin Yim Heil, Francesco Pedone, Erika Pico, Manuel Quero, Franko Schmidt, Nandini Thomas
Musik: fanfare pourpour, Lalo Schifrin, Ondekoza, Fanfare Ciocarlia
Kostüme: Anne Bentgens
Lichtdesign/Technische Leitung: Reinhard Hubert
Tonbearbeitung und -technik: Thomas Wacker
Assistenz: Elvira Salomone
Produktionsleitung/Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Claudia Lüttringhaus
Dauer: 43 Minuten
Uraufführung: 26. September 2001, Jakarta
Stiftung Kunst und Kultur des Landes NRW, Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nordrhein Westfalens, Fonds Darstellende Künste e.V. aus Mitteln des Bundes
Pressetexte
TANZSPRACHE
Klaus Witzeling – tanzdrama 6/2001
…Vor
eineinhalb Jahren wurde die 18-Minuten-Fassung von Auftaucher in Essen
uraufgeführt, die erweiterte neue – gut um das Doppelte länger – feierte zum
Finale des internationalen Festivals „Art Summit III” im Kulturzentrum Taman
Ismael Marzuki von Jakarta Weltpremiere – und einen Überraschungserfolg beim
Publikum.
…Hautnah war
bei der Premiere von „Auftaucher” in Jakarta zu erleben, wie sich eine klug
aufgebaute, mehrschichtig und musikalisch komponierte Choreographie durch die
Situation am Spielort verwandelt, im speziellen Kontext neue Bedeutung gewinnt
und vermittelt. Ihre Qualität erwies sich in der Offenheit für vielseitige
Bildinterpretationen aus der Perspektive des Betrachters. Und ihr Erfolg
bestätigte zudem auf schönste die immer wieder angezweifelte These von einer
allgemeinen Verständlichkeit und Universalität der Tanzsprache.
EMOTION
Linda Hoemar Abidin – The
Jakarta Post, 27. September 2001
What better way to close the Third Art Summit Indonesia 2001 International
Festival on Contemporary Performing Arts than to present a world premiere
filled with powerful imagery, subtle humor and soulfoul dancing by a young,
ingenious choreographer?
… Horn’s Solo and Auftaucher present intensive plays of emotion with
continuous shifts between meditative and explosives states.
AUFTAUCHER
Lilo Weber – Neue Züricher Zeitung, Ressort Feuilleton, 31. Oktober 2001
Die 1968
Geborene ist eines der hoffnungsvollsten Talente des deutschen Tanztheaters.
Das bestätigt erneut ihr „Auftaucher”, ein Stück für zehn Tänzer und zwanzig
Rasseln.
… Ein
schönes, musikalisches, ein klug gebautes Stück, ein sehr tänzerisches und
abstraktes auch, das vor allem durch seinen verhaltenen Witz an die Herkunft
der Choreographin erinnert.
Morbider Charme
Michael Kohlstadt – WAZ, 27. Oktober 2001
…Henrietta
Horn setzt dabei auf die Vorstellungskraft. Der morbide Charme eines Ballsaals,
der schwüle Duft eines mediterranen Dorfplatzes, auf dem das Volk zwei Männer
zum Kampfe antreibt – all das entsteht in den Köpfen der Zuschauer. Natürlich
dank der Ausdrucksstärke der Essener Tänzer, die ihre exzellente Technik in der
für den Folkwang-Tanz so charakteristischen Individualität erproben.
NÄHE, UND DISTANZ
Weimar; Folkwang-Gastspiel im DNT
Bodo Baake – TA, 22. April 2002
… Henrietta
Horn komprimiert ihre Bilder aus einem ästhetischen Universum aus Raum und
Licht, lässt sie aus Stille wachsen, innehalten und in schnellen Schritten und
Gesten explodieren, die vom einen auf den anderen übergehen. Manchmal so als
würde die Menge an einer Haltestelle beim Einfahren des Zuges in Bewegung geraten.
Eben noch Ballsaal der Melancholie wird die Szene zum südländischen
Volksfestplatz. In den beiden Männern im Zentrum bebt Zorn, doch sie stehen
still. Der Kampf findet nur in den Köpfen der Zuschauer statt. Er ist unserer
Fantasie anvertraut.
STRENGE UND AUSGELASSENHEIT
German Dance: „Solo“ und „Auftaucher“
auf der Bühne B 12
Marga Wolff – Taz Hamburg, 12.
April 2002
„Auftaucher”,
das zweite und Horns jüngstes Stück für die fünf Tänzerinnen und fünf Tänzer
der Compagnie, lebt vom Kontrast zwischen minimalistischer Strenge und
Ausgelassenheit. Phänomenal ist die Präzision in den dynamischen Bewegungen der
jungen Tänzer. Die Frauen tragen lange Abendroben, die Männer treten in
Hemdsärmeln auf. In den Händen halten sie kleine Rasseln versteckt, weshalb sie
die ganze Zeit mit geballten Fäusten tanzen.
Gebannte
Energie, die ständig auszubrechen droht. Überbordend spielt die Musik der
Fanfare Ciocarlia zum Tanz auf. Die Tänzer schreien, gestikulieren und schlagen
sich rhythmisch rasselnd auf die Schenkel. Ein Paar tanzt Tango mit
herausfordernden, kurzen, wendigen Schritten, ohne sich je zu berühren. Zwei
Kampfhähne stehen sich gegenüber. Einzig die Spannung ihrer Blicke zwingt
schließlich einen von ihnen zu Boden.